"Die Lungenentzündung beizubehalten, das Fieber aber abzuschaffen geht nicht; die Staaten existieren zu lassen, mit dem Krieg aber aufzuhören, ist unmöglich." (Gustav Landauer: Vom Krieg, 1913)
Im Zentrum der hier vorgelegten Auswahl steht der Band "Rechenschaft". Unter diesem Titel hat Gustav Landauer im März 1918 seine seit 1909 gegen den Krieg geschriebenen Aufsätze zusammengefasst, um sie gleich nach dessen Ende erscheinen zu lassen. Zwei kleinere Abteilungen gehen voran. Zum einen vier 'Wegtexte' aus den Jahren 1901 bis 1915, in denen Landauer Fragen von Gewalt und Gewaltlosigkeit diskutiert, sich mit seinem Judentum auseinandersetzt oder in gedrängter Form sein antipolitisches Projekt umreißt; zum anderen einige Texte, welche die Themen Gewaltlosigkeit, Militarismus und Militärdienst behandeln, aber außerhalb der Sammlung "Rechenschaft" stehen und zudem durch einen direkten oder indirekten Bezug auf Tolstoi zusammengehalten werden. In einem weiteren Abschnitt werden exemplarische Wortmeldungen und Briefe Landauers aus den Zeiten von Krieg und Revolution dargeboten. Ein Anhang enthält u.a. Gedichte von Landauers Lebensgefährtin Hedwig Lachmann (1865-1918), Texte von Erich Mühsam (1920) und Emil Julius Gumbel (1924) sowie eine "Chronologie zu Leben und Werk Gustav Landauers" von Dr. Siegbert Wolf. Die Einleitung hat Jan Rolletschek verfasst.
edition pace. Regal: Pazifisten & Antimilitaristen aus jüdischen Familien 14, bearbeitet von Peter Bürger und Jan Rolletschek.
Gustav Landauer (geboren am 7. April 1870 in Karlsruhe; ermordet am 2. Mai 1919 im Gefängnis Stadelheim in München): Anarchist, Schriftsteller, Publizist, Übersetzer, Philosoph, Antipolitiker und Antimilitarist. Gustav Landauer wurde in ein liberales jüdisches Elternhaus geboren und wuchs in bürgerlichen Verhältnissen auf. Er gilt als bedeutendster Vertreter des anarchistischen Sozialismus im deutschsprachigen Raum. Bis 1917 war er als Redakteur, Redner und Organisator zahlreicher libertärer Projekte hauptsächlich in Berlin aktiv. Hier lernte er u.a. Fritz Mauthner, Bruno Wille, Hedwig Lachmann, Erich Mühsam und Martin Buber kennen. Landauer war Redakteur der Zeitschrift "Der Sozialist", Mitbegründer u.a. der Neuen freien Volksbühne (1892), der Konsumgenossenschaft "Befreiung" (1895), des Sozialistischen Bundes (1908) und der Zentralstelle Völkerrecht (1916). Im November 1918 ging er auf Einladung Kurt Eisners nach München, wo er in den Revolutionären Arbeiterrat kooptiert wurde. Während der ersten Räterepublik vom 7. bis 13. April 1919 war er "Volksbeauftragter für Volksaufklärung" (ehem. Kultusminister). Im Zuge der Niederschlagung der zweiten, kommunistischen Räterepublik wurde Landauer verhaftet und am 2. Mai 1919 bei seiner Einlieferung in das Gefängnis Stadelheim von einer Soldateska gelyncht.
Peter Bürger, Theologe & freier Publizist. Bearbeiter der Reihe "Kirche & Weltkrieg" (https://kircheundweltkrieg.wordpress.com/) sowie der von ihm konzipierten Editionsprojekte "Tolstoi-Friedensbibliothek" (www.tolstoi-friedensbibliothek.de) und "Schalom-Bibliothek: Pazifisten & Antimilitaristinnen aus jüdischen Familien" (www.schalom-bibliothek.org). - Bertha von Suttner-Preis 2006 für die Studien zu Krieg & Massenkultur; Rottendorf-Preis 2016 für die Erforschung und Vermittlung niederdeutscher Literatur. - Mitgliedschaften: Internationaler Versöhnungsbund (deutsche Sektion); Internationale katholische Friedensbewegung pax christi (ab 1980); DFG-VK; Solidarische Kirche im Rheinland; VVN-BdA; Ökumenisches Institut für Friedenstheologie; er ordnet die Rechtfertigung von tötender Gewalt (Utilitarismus: "Der Zweck/Nutzen heiligt die Mittel") in Revolutions-Diskursen dem herrschaftlichen Denken zu.
Jan Rolletschek (Hrsg.)
Jan Rolletschek (geb. 1978 in Schwerin), Kulturwissenschaftler; Studium der Kulturwissenschaft, Philosophie und Neueren und Neuesten Geschichte in Berlin; promoviert über die Spinoza-Rezeption Gustav Landauers; organisiert u.a. in der Gustav Landauer Initiative (gustav-landauer.org).
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