Auferstehung

Auferstehung

Roman - Nach der ungekürzten Originalausgabe mit Genehmigung des Verfassers übersetzt von Wladimir Czumikow 1899/1900

Leo N. Tolstoi , Peter Bürger (Hrsg.)

Band 13: Tolstoi-Friedensbibliothek C

Romane & Erzählungen

ePUB

19,1 MB

DRM: kein Kopierschutz

ISBN-13: 9783769331295

Verlag: BoD - Books on Demand

Erscheinungsdatum: 02.12.2024

Sprache: Deutsch

Schlagworte: Tolstois Roman über erkannte eigene Schuld, Tolstois literarische Annäherung an Revolutionäre, Spigelbild der russischen Gesellschaft 19. Jh., Parteinahme für die Besitzlosen im Zarenreich, deutsche Erstübersetzung von Auferstehung

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1898/1899 hat Leo N. Tolstoi seinen ein Jahrzehnt zuvor begonnenen - 1897 aber ganz beiseitegelegten - Roman "Auferstehung" doch noch vollendet. Mit dem Erlös wollte er die christlichen Duchoborzen, die jeglichen Militärdienst verweigerten, bei ihrer Auswanderung unterstützen. Fürst Nechljudow - Hauptfigur des Romans und zugleich ein literarisches "Alter Ego" des Dichters - erkennt seine persönliche Schuld am traurigen Schicksal des ehemaligen Dienstmädchens Katjuscha Maslowa aus der Klasse der Ärmsten, empört sich über die staatlichen Gewaltapparate (Justiz im Dienst der Besitzenden) und die Gleichgültigkeit gegenüber den Leiden der Beherrschten, möchte das Unrecht der bestehenden Eigentumsverhältnisse beenden, überwindet in der Begegnung mit politischen Gefangenen seine pauschalen Vorurteile gegenüber Revolutionären, zeigt Sympathien für einen gewaltfreien Sozialismus und ersehnt ein wahrhaftiges Christsein jenseits der Strafreligion des klerikalen Machtkomplexes.

Zu seiner hier neu edierten Übersetzung der unzensierten Fassung (1. Auflage) vermerkte Wladimir Czumikow 1900: Einige meiner russischen "Landsleute sahen in dem Roman nichts mehr als eine Beschimpfung des russischen Gerichts und Verhöhnung der russischen Kirche und sahen in mir, dem Übersetzer, einen Vaterlandsverräter, der dem irregehenden, senil-verblendeten Autor helfen wolle, das Ansehen Rußlands in den Augen des Auslandes zu schädigen ... Als wenn es sich in dem Roman überhaupt um russische Zustände handelte, und nicht um menschliche Einrichtungen, denen der Dichter bloß darum ein nationales Gewand umlegt, um ihnen die Greifbarkeit des Konkreten zu verleihen! Und als wenn das Ansehen aller Geheimräte und Bischöfe oder Konsistorialräte der Welt überhaupt irgendwie in Betracht käme oder berücksichtigt werden dürfte, wenn es gilt, so traurige Wahrheiten, so tiefe Schäden der menschlichen und nicht nur allein der russischen Gesellschaft aufzudecken, wie der Roman sie - allerdings schonungslos - aufdeckt!"

Tolstoi-Friedensbibliothek:
Reihe C, Band 13 (Signatur TFb_C013).

Herausgegeben von Peter Bürger.
Leo N. Tolstoi

Leo N. Tolstoi

Leo (Lew) Nikolajewitsch Tolstoi (1828-1910) stammte aus einer begüterten russischen Adelsfamilie; die Mutter starb bereits 1830, der Vater im Jahr 1837. Zunächst widmete sich der junge Graf dem Studium orientalischer Sprachen (1844) und der Rechtswissenschaft (ab 1847). 1851 Eintritt in die Armee des Zarenreiches (Kaukasuskrieg, Krimkrieg 1854). 1862 Eheschließung mit Sofja Andrejewna, geb. Behrs (1844-1919); das Paar hatte insgesamt dreizehn Kinder (Hauptwohnsitz: Landgut Jasnaja Poljana bei Tula). Literarischen Weltruhm erlangte L. Tolstoi durch seine Romane "Krieg und Frieden" (1862-1869) und "Anna Karenina" (1873-1878). Ab einer tiefen Krise in den 1870er Jahren wurde die seit Jugendtagen virulente religiöse Sinnsuche zum "Hauptmotiv" des Lebens. Theologische bzw. religionsphilosophische Arbeiten markieren die Abkehr von einem auf dem Pakt mit der Macht erbauten orthodoxen Kirchentum (Exkommunikation 1901). Für Christen sah Tolstoi ausnahmslos keine Möglichkeit der Beteiligung an Staats-Eiden und Tötungsapparaten (Militär, Justiz, Todesstrafe, Herrschaftsideologie des Patriotismus, blutige Revolution mit Menschenopfern). Die in der Bergpredigt Jesu erkannte "Lehre vom Nichtwiderstreben" ließ ihn schließlich zu einem Inspirator Gandhis werden. Lackmusstext für den Wahrheitsgehalt aller Religionen waren für Tolstoi die Ablehnung jeglicher Gewalt und das Zeugnis für die Einheit der ganzen menschlichen Familie. Thomas Mann fand wenig Gefallen an der hochmoralischen "Kunsttheorie" und den (von Rosa Luxemburg z.T. durchaus geschätzten) Traktaten des späten Tolstoi, bemerkte aber - mit Blick auf die vielen Millionen Toten des Ersten Weltkriegs - 1928 anlässlich der Jahrhundertfeier von Tolstois Geburt: "Während der Krieg tobte, habe ich oft gedacht, dass er es nicht gewagt hätte auszubrechen, wenn im Jahre vierzehn die scharfen, durchdringenden grauen Augen des Alten von Jasnaja Poljana noch offen gewesen wären."

Website: www.tolstoi-friedensbibliothek.de

Peter Bürger

Peter Bürger (Hrsg.)

Herausgeber: Peter Bürger, Theologe & freier Publizist. Bearbeiter der Reihe "Kirche & Weltkrieg" (https://kircheundweltkrieg.wordpress.com/) und des von ihm konzipierten Editionsprojektes "Tolstoi-Friedensbibliothek" (www.tolstoi-friedensbibliothek.de). - Bertha von Suttner-Preis 2006 für die Studien zu Krieg & Massenkultur; Rottendorf-Preis 2016 für die Vermittlung niederdeutscher Literatur. - Mitgliedschaften: Internationaler Versöhnungsbund (deutsche Sektion); Internationale Friedensbewegung pax christi (ab 1980); DFG-VK; Solidarische Kirche im Rheinland; Ökumenisches Institut für Friedenstheologie.

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