Bis ins Land des Vogelschweins

(...)Der Erfahrungsbericht punktet durch seine Unmittelbarkeit. Stellenweise gibt die Autorin dem Leser das Gefühl, höchstpersönlich an ihrer Seite zu sein. Farben, Gerüche und Geräusche erleben wir mit ihr. Dass dabei manche Details ein Zuviel an Intimität preisgeben, nehmen wir billigend in Kauf. Schließlich haben wir es mit einer Frau zu tun, deren Heimat das Theater ist, wenn auch nicht ausschließlich. Holzschnitzen in Kambodscha hat sie ebenfalls professionell gelernt wie das Gärtnern. Wenn schon nicht eine Alles- so doch eine Vielkönnerin.

Im Hochland von West-Papua begleitet die Autorin einen indigenen Lehrer, der Vorträge über die Ansteckungsrisiken des HI-Virus hält und erfährt dabei auf den Wanderungen, mit wie wenig Dingen man im Leben doch auskommen kann. Nur das zu haben, was die Natur der Region anbietet, ist selbst für zivilisationsmüde Abenteuer-Frauen eine völlig neue Erfahrung. Die Eingeborenen tragen keine Schuhe, weil in ihrem „System“ Schuhe nicht vorgesehen sind. Dass ihre Füße ohne Schuhwerk einen besseren Halt finden als die in Trekkingschuhen gezwängten der Europäerin ist für sie selbstverständlich.(...)

Ein traditioneller Gerichtsprozess mitten im Urwald, durch den Dschungel mit Pfeil und Bogen, Reisen in einem Gebiet, das eigentlich für Weiße gesperrt ist: Was klingt, wie eine Abenteuergeschichte von Robinson Crusoe, hat Astrid Roenig tatsächlich erlebt – und in einem spannenden Reisebericht festgehalten. West-Papua hat der Autorin „die eindrucksvollsten Reiseerfahrungen ihres Lebens geschenkt“.

Roenig, ausgebildete Schauspielerin, freiberufliche Moderatorin und Stimmtrainerin, nimmt den Leser mit in ein Land, in dem man noch auf Menschen trifft, die in einem der letzten intakten Primärwaldgebiete der Erde ausschließlich von dem leben, was die Natur zur Verfügung stellt. Dass eine solche Reise nicht nur romantisch und abenteuerlich ist, sondern auch täglich aufs Neue die eigenen Grenzen aufzeigt, wird hier genauso deutlich wie die Tatsache, dass es sich dennoch lohnt den Schritt zum Aufbruch zu wagen.

Beeindruckende Schilderungen und wertvolle Tipps für die Praxis machen Lust und Mut auf ein Abenteuer abseits üblicher Reiseziele – auch und besonders alleinreisenden Frauen.

"West-Papua hat mir die eindrucksvollsten Reiseerfahrungen meines Lebens geschenkt", sagt die Autorin, die sich als alleinreisende Frau in Grenzgebiete vorwagte, die sonst für Touristen gesperrt sind. Frau Roenig ist eine aufgeschlossene und interessierte Frau, die auch vor Strapazen und neuen Herausforderungen nicht zurückschreckt. So begleitet sie einen Lehrer von Dorf zu Dorf oder erlernt das Umgehen mit Pfeil und Bogen. Aus ihren Erlebnissen wurde ein Buch mit wertvollen Tipps für eine eher unorthodoxe Reise in eines der schönsten Gebiete unserer Erde.

(...) Die Offenheit dieser Erzählung, die gekonnt eingeflochtenen Wortspiele, welche das Abenteuer dieser Lebenserfahrung sehr nahe an den Leser heranzaubert, ist schon eine Bereicherung der besonderen ART. Sie besitzt auch die Fähigkeit Sehnsüchte, Wünsche und Emotionen einer linguistischen Transformation zuzuführen.
Es ist schön zu lesen, wie Astrid Roenig mit Nähe und Distanz scheinbar spielerisch diesen Menschen begegnet.
(...) Astrid Roenig hat mit dieser pulsierenden Reiseerzählung bewiesen, dass in ihr auch eine Poetin lebt, die es versteht aus der Kommunikationsform Sprache ein „wahres Erlebnis“ zu gestalten.