Johanna Führer wird gegen Ende des zweiten Weltkriegs aus dem Inferno ihrer Geburtsstadt Berlin in das idyllische und vom Kriegsgeschehen weitgehend verschonte Langenburg in Hohenlohe evakuiert. Sie ist von ihrer neuen Heimat sehr angetan und akklimatisiert sich gut, wird sogar vom damaligen Bürgermeister beauftragt, eine Chronik der letzten Zeit vor bis zur ersten Zeit nach dem Kriegsende in Langenburg zu schreiben. Einfühlsam schildert sie die wachsenden Ängste angesichts der sich Langenburg bedrohlich nähernden Front, die letzten angstvollen Tage und dramatischen Stunden vor dem Kriegsende, die Kapitulation, die ersten Erfahrungen mit den Siegern und die schwierigen Versuche der Bevölkerung, schrittweise wieder etwas Normalität zu schaffen. 65 Jahre nach Kriegsende erstmals veröffentlicht, sind Johanna Führers Aufzeichnungen nicht nur Dokumentation, sondern auch ein Appell, aus dem Geschehenen zu lernen.
Johanna Führer wurde 1898 in Berlin geboren; sie war Schriftstellerin und Graphologin, außerdem Dichterin, Malerin und Fotografin. Als junge Erwachsene erleidet sie einen ersten Epilepsie-Anfall, der sie - die Krankheit war damals weder zu heilen noch zu lindern - in einen Suizidversuch treibt. Ganz allmählich versucht sie, mit ihrem Leiden zu leben, entwickelt Talente, engagiert sich sozialpolitisch, sowie während des Dritten Reichs - Epileptiker galten für die Nazis als ″lebensunwert″ - in einer Widerstandsbewegung. Die Graphologin wird als Beraterin in Personalfragen sehr geschätzt; als Malerin und Fotografin beweist sie hohe Sensibilität und als Schriftstellerin und Dichterin erstaunliches Können. Die Langenburger mögen Johanna Führer; sie darf auf Dauer im Schloss wohnen bleiben, spielt mit der damaligen Fürstin Schach und führt mit ihr tiefgründige Gespräche. 1957 stirbt sie an einem epileptischen Anfall. „Ganz Langenburg“ habe an ihrer Beerdigung teilgenommen.
"Das Kriegsende 1945 in Langenburg/Hohenlohe" erschienen
Langenburger Amtsblatt
Dezember 2010
(...)Nach 65 Jahren hat die Chronik ihr Neffe Anselm Rapp in München veröffentlicht. Er erhielt das ihm bis dahin unbekannte Manuskript anlässlich des 100. Geburtstags seiner Tante von S.D. Kraft Fürst zu Hohenlohe-Langenburg, der Johanna Führer persönlich erlebte. Eine "sehr verdienstvolle Erinnerungsaufgabe", lobt I.D. Irma Fürstin zu Hohenlohe-Langenburg in ihrem Geleitwort, "für die Stadtgeschichte von Langenburg und seinen Teilorten ein wichtiges Dokument", testiert Heide Ruopp vom Stadtarchiv Langenburg.(...)
Angst Sprache geben
Südwest Presse
Dezember 2010
Die Dokumentation von Johanna Führer, die vermutlich 1944 als Mitarbeiterin des Statistischen Reichsamtes aus dem zerbombten Berlin mitsamt ihrer Dienststelle in das damals auch als Lazarett dienende Langenburger Schloss evakuiert wurde, zeichnet nämlich nicht nur detailliert das bedrohliche Näherrücken der Front, die dramatischen Kämpfe links und rechts der Jagst und die Einnahme der Stadt durch US-Truppen am 11. April nach. Vielmehr beleuchtet Johanna Führer mit wachem, kritischem Blick und einer präzisen, gefühlvollen und analytischen Sprache auch die Ängste und die Verzweiflung der Menschen im Angesicht des Krieges.
"Das Kriegsende 1945 in Langenburg/Hohenlohe" erschienen
Langenburger AmtsblattDezember 2010
(...)Nach 65 Jahren hat die Chronik ihr Neffe Anselm Rapp in München veröffentlicht. Er erhielt das ihm bis dahin unbekannte Manuskript anlässlich des 100. Geburtstags seiner Tante von S.D. Kraft Fürst zu Hohenlohe-Langenburg, der Johanna Führer persönlich erlebte. Eine "sehr verdienstvolle Erinnerungsaufgabe", lobt I.D. Irma Fürstin zu Hohenlohe-Langenburg in ihrem Geleitwort, "für die Stadtgeschichte von Langenburg und seinen Teilorten ein wichtiges Dokument", testiert Heide Ruopp vom Stadtarchiv Langenburg.(...)
Angst Sprache geben
Südwest PresseDezember 2010
Die Dokumentation von Johanna Führer, die vermutlich 1944 als Mitarbeiterin des Statistischen Reichsamtes aus dem zerbombten Berlin mitsamt ihrer Dienststelle in das damals auch als Lazarett dienende Langenburger Schloss evakuiert wurde, zeichnet nämlich nicht nur detailliert das bedrohliche Näherrücken der Front, die dramatischen Kämpfe links und rechts der Jagst und die Einnahme der Stadt durch US-Truppen am 11. April nach. Vielmehr beleuchtet Johanna Führer mit wachem, kritischem Blick und einer präzisen, gefühlvollen und analytischen Sprache auch die Ängste und die Verzweiflung der Menschen im Angesicht des Krieges.