War die Philipps-Universität Marburg bis 1866 eine kleine Provinz-Universität mit nur wenigen Studenten, entwickelte sie sich in den Folgejahren zu einer stattlichen Hochschule, die bereits im Sommersemester 1886 ihren 1000. Studenten begrüßen konnte. Und der Zustrom hört nicht auf: Im Laufe der Jahre stieg die Studentenzahl dann bis auf über 4000 am Ende der Weimarer Republik. Einen ähnlich schwunghaften Anstieg nahm die Zahl namhafter Wissenschaftler, die in preußischer Zeit an der Philipps-Universität Marburg lehrten oder aus den Reihen ihrer Studenten hervorgingen. So kann der Universität Marburg für die Jahre der Weimarer Republik attestiert werden, dass sie zahlreichen Wissenschaftlern von Weltruf eine Heimat bot. Das wohl wichtigste Ereignis in der neueren Geschichte der Philipps-Universität stellt das 400. Universitätsjubiläums im Jahr 1927 dar, da es bis dato der Höhepunkt der qualitativen und quantitativen Entwicklung der Marburger Universität war. Zu den Feierlichkeiten waren deshalb nicht nur alle wesentlichen Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Kultur in großer Zahl in Marburg zugegen, sondern auch zahlreiche ehemalige Studenten, so dass die im Sommersemester 1927 durchgeführten Feierlichkeiten, bei denen deutlich mehr Besucher als Einwohner in der Stadt waren, weltweit Beachtung gefunden haben. Wie diese Feierlichkeiten stattgefunden haben, lässt sich in den umfangreich vorliegenden Publikationen offizieller Stellen und aus der überregionalen und lokalen Presse leicht nachvollziehen. Was jedoch regelmäßig vergessen wird, sind die Studenten und die Rahmenbedingungen ihres Lebens und ihres Studiums sowie ihr politisches Engagement in der kleinen Universitätsstadt an der Lahn. Die vorliegende Publikation beschreibt deshalb die Lebensumstände der Studentinnen und Studenten, hochschulpolitische Auseinandersetzungen, welche die Marburger Studentenschaft um 1927 bewegten, das Engagement der Studierenden während der Festlichkeiten und die Veränderungen der universitären Infrastruktur, die durch den preußischen Staat ermöglicht wurden. Insgesamt kann das bisher letzte große Universitätsjubiläum im Sommer 1927 für Marburg und seine Universität als ein wesentlicher Meilenstein der städtischen und universitären Entwicklung gesehen werden, denn die Jahre um 1927 waren von einem Wachstum zur Massenuniversität und von der Politisierung des Studentenlebens gekennzeichnet, sowie erinnern noch zahlreiche Bauwerke, Einrichtungen und Institute an die Zeit.
Prof. Dr. Holger Zinn hat selbst an der Philipps-Universität in Marburg studiert, ist Diplom-Volkswirt und promovierter Historiker. Sein Interesse galt von Anfang seines Studiums der Geschichtswissenschaften der Wirtschafts-, Bildungs- und der Universitätsgeschichte. In diesem Zusammenhang sind zahlreiche Publikationen entstanden, so zum Beispiel seine Dissertation über die Entwicklungen innerhalb der Marburger Studentenschaft zwischen 1925 und 1945, ein Überblick über das Kameradschaftswesen im Dritten Reich am Beispiel von Marburg und zahlreiche kleinere Schriften oder Beiträge. Im Bereich der Bildungsgeschichte entstand 2017 eine umfassende Geschichte des Fernunterrichts in Deutschland, die mit dem Sonderpreis des Bundesverbandes der Fernstudienanbieter ausgezeichnet wurde. Daneben entstanden zahlreiche Festschriften für Bildungseinrichtungen, Verbände und Unternehmen.
Holger Zinn ist seit 2002 selbstständig als Unternehmensberater, Dozent und Sachverständiger auf dem Gebiet des Marketings. Von 2010 an ist er im Bereich der digitalen Lehre tätig und unterrichtet im virtuellen Studium der DIPLOMA Hochschule in Bad Sooden-Allendorf und berät Unternehmen in Fragen der Digitalisierung ihrer Fort- und Weiterbildungsangebote.
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Wolf Hannes Kalden (Hrsg.)
Geboren 1977 in Wetter (Hessen), studierte der Autor Europäische Ethnologie / Kulturwissenschaft, sozialwissenschaftliche Japanologie sowie Deutsch als Fremdsprache an der Universität Marburg.
Kalden-Consulting wurde 2007 als Beratungsfirma gegründet, legt aber mittlerweile den Schwerpunkt auf de Förderung von Nachwuchswissenschaftlern durch Publizieren ihrer Arbeiten.
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