Der gigantische Zivilisationsbruch des Nationalsozialismus verstört weiterhin. Viele drängende Fragen sind geblieben, insbesondere im Hinblick auf die unvorstellbare Gewaltausübung. Wie konnten sich unsere Vorfahrinnen und Vorfahren, in der Mehrzahl "ganz normale" Menschen, so sehr daran beteiligen? Diese Abgründe haben wir immer noch auf der Ebene des Wissens zu bearbeiten. Wir müssen uns ihnen aber auch emotional stellen. Die Resonanzgruppe taucht tief in Hitler`s Werdegang hinein, konzentriert sich auf seine Zeit als politischer Agitator zwischen 1919 und 1933, stellt Bezüge zur vorhergehenden und begleitenden gesellschaftlichen Gewalt her und hinterfragt, welche Rollenaufteilungen er in seiner Propaganda den Frauen und Männern zuschrieb. Aus dem historischen Material erschließt sich die zentrale und bisher eher wenig beachtete Dimension des Weltbilds Hitlers mit seinen "fatalen" (d. h. tötungsorientierten) Männlichkeiten und den damit eng verwobenen, kollusiven Weiblichkeiten. Die Autorinnen und der Autor fragen zudem nach dem untergründigen Weiterwirken der extremen - und vielfach von Begeisterung getragenen - NS-Gewaltorientierungen über 1945 hinaus. Trotz aller Aufklärungsarbeit liegt noch viel verborgen. Wirklich ablösen können wir uns aber nur von etwas, das wir kennen.
Lerke Gravenhorst, Prof. (apl.), PhD (University of Minnesota), Dipl.-Soziologin. Jahrgang 1942. Sie war früh engagiert in der feministisch sensibilisierten Familien-, Frauen- und Geschlechterforschung sowie in der dazugehörigen Wissenschaftspolitik, hat als wissenschaftliche Referentin langjährige Arbeit für das Deutsche Jugendinstitut (München) geleistet und an den Universitäten in Bremen, Frankfurt a. M. und Dortmund Aufgaben als Privatdozentin und Gastprofessorin wahrgenommen. Sie hat theoretische und empirische Analysen vorgelegt, in denen sie die Geschlechterstrukturierung der Unmenschlichkeit des NS-Systems und des späteren, auf diese Unmenschlichkeit zu beziehenden Geschichtsbewusstseins erhellte. Mehr Informationen: www.lerke-gravenhorst.de
Ingegerd Schäuble
Ingegerd Schäuble, Diplom-Soziologin, Supervisorin DGSv (Deutsche Gesellschaft für Supervision). Eigenes Institut in München mit den Schwerpunkten Sozialwissenschaftliche Forschung, Fortbildung, Moderation / Mediation, Supervision / Teamentwicklung / Organisationsberatung. Wichtige Themen sind Gemeinschaftsbildung in Gesellschaft und sozialen Gruppen, Erarbeitung von Kooperationskompetenz sowie Entwicklung von respektierenden Arbeits-, Lebens- und Gesellungsformen. Die Spuren der besonderen deutschen Geschichte, v. a. des National-sozialismus, finden sich in fast allen Bereichen, auch in überkommenen Geschlechterrollen und -strukturen, deren aufdeckende Bearbeitung noch nicht hinreichend erfolgte.
Hanne Kircher
Hanne Kircher, Künstlerin und Kunsttherapeutin; Ausbildung an der Freien Studienstätte für Künstlerisches und Therapeutisches Gestalten, München. Weiterbildung bei der Bildhauerin Christiane Demenat, Schwabhausen. Mitglied beim Bundesverband Bildender Künstler/ BBK. Auslandsaufenthalte in USA - 3 Jahre und Paris - 5 Jahre. 20 Jahre Leitung der Bilderwerkstatt für Menschen mit geistiger Behinderung bei der Caritas Fürstenfeldbruck. Seit 1999 künstlerische Auseinandersetzung zur Aufarbeitung des Nationalsozialismus, speziell mit Blick auf das KZ Dachau. Künstlerische Begleitung eines britisch-deutschen Projekts zu den Spuren des Ersten Weltkriegs in den Familien. Ausstellungen im In- und Ausland.
Jürgen Müller-Hohagen
Jürgen Müller-Hohagen, Diplom-Psychologe und Psychologischer Psychotherapeut; bis 2011 Leiter einer Erziehungs- und Familienberatungsstelle in München; seit 1982 wohnhaft in Dachau, intensiver Kontakt zu ehemaligen Häftlingen und historisch Forschenden; aufmerksam geworden für blinde Flecke im persönlichen (Nachkomme aus einer "Mitläufer"-Familie) wie im beruflichen Bereich, auf dieser Grundlage innerhalb der psychologischen und psychotherapeutischen Arbeit Erforschung von seelischen Nachwirkungen der NS-Zeit; seit 1988 zahlreiche Veröffentlichungen, Vorträge, Seminare in Deutschland und im Ausland; 2001 zusammen mit Ingeborg Müller-Hohagen Gründung des "Dachau Institut Psychologie und Pädagogik".
Karin Schreifeldt
Karin Schreifeldt, Psychoanalytikerin in eigener psychotherapeutischer Praxis in München. Geboren und aufgewachsen in der Nachkriegszeit in Dachau, in der Nähe des früheren KZ Dachau. Bei der Aufarbeitung des Nazi-Erbes waren verschiedene Einflüsse, z.B. die der 1968er Bewegung und der Frauen- und Friedensbewegung, hilfreiche Meilensteine. Dabei wurde mir immer deutlicher, wie stark das Erbe des Nationalsozialismus bis heute Beziehungen, Bindungen sowie Freundschaften prägt und beeinflusst.
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