Kennst du das Land, wo die Faschisten blühn?

Schon im Jahr 1925 - damals schien die NSDAP noch eine unbedeutende Sekte zu sein - warnte Erich Mühsam mit seinem Gedicht 'Mignon 1925' vor der faschistischen Gefahr in Italien und auch in Deutschland. Und heute stellen wir fest: Der Antisemitismus ist wieder eines der dringendsten Probleme unseres Landes und ganz Europas. Erich Mühsam hat es auf den Punkt gebracht: 'Der Antisemitismus ist stets ein Symptom reaktionärer Hochkonjunktur.' Das galt damals und gilt auch heute.
Mühsams politische Überzeugung und seine jüdische Abstammung hatten ihn zum Opfer des Faschismus werden lassen. Seine Unbeugsamkeit wurde zum Symbol des antifaschistischen Widerstandes. Er hat für seine Ideale gekämpft. 'Sich fügen heißt lügen!' war und blieb Erich Mühsams Lebensmotto. Mit seinem provokanten Widerstand gegen Faschismus und Antisemitismus wurde er zum Vorbild für alle Antifaschisten und Demokraten.
Die Erich-Mühsam-Gesellschaft e. V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Erbe Mühsams zu bewahren. Gesellschaftliche Verhältnisse zu benennen, neonazistische Zusammenhänge zu beleuchten und eine antifaschistische Widerstandskultur im Sinne von Erich Mühsam zu etablieren, bleibt das Ziel. Und das ist heute notwendiger denn je! Darum wurde die diesjährige Jahrestagung unter das Motto des o.g. Gedichts gestellt.

Im Rahmen der Tagung wurde der Erich-Mühsam-Preis 2021/2022 posthum an Professor Rolf Verleger verliehen. Rolf Verleger stellte sich insbesondere den kulturellen, politischen und sozialen Herausforderungen der Gegenwart, nahm die Verhältnisse eben nicht als gegeben hin, sondern fand im Sinne einer lebenswerten Zukunft seine befreiende Alternative in seinem Kampf für eine adäquate Anerkennung der Palästinenser in der israelischen Politik.
Wer wie Rolf Verleger für Vernunft, Toleranz und Friedenswerben eintritt, ist im Geiste bei Erich Mühsam, und es bleibt ein Appell an uns, es ihm gleichzutun.