Die Märchendichtung Hauffs beruht auf der Verknüpfung von orientalischen und europäischen Märchenmotiven. Die frühen Märchen Hauffs spielen ausschließlich im orientalischen Kulturkreis, während er sich später fast nur noch Europa als Handlungsort zuwandte. Gelegentlich erzählte er Geschichten anderer Autoren nach, im zweiten Almanach übernahm er sie teilweise wortwörtlich. Alle drei Almanache besitzen Rahmenhandlungen, in denen sich Menschen unter ungewöhnlichen Bedingungen begegnen und sich Geschichten erzählen. Zunächst bestand dabei noch oft eine Verbindung zwischen Geschichten und Rahmenhandlung, die dann mehr und mehr zurückging und im dritten Almanach gar nicht mehr auftritt. Der Märchen-Almanach auf das Jahr 1826 (Die Karawane betitelt) enthält unter anderem: Die Geschichte vom Kalif Storch und Die Geschichte von dem kleinen Muck. Er erschien im November 1825. Nach dem Erfolg dieser Sammlung erschien der Märchen-Almanach auf das Jahr 1827 für Söhne und Töchter gebildeter Stände (Der Scheik von Alessandria und seine Sklaven). Hauff reiste in dieser Zeit durch Frankreich, Deutschland und die Niederlande; offenbar aus Zeitnot nahm er Erzählungen anderer Autoren auf. Der dritte und letzte Almanach schließlich, Das Wirtshaus im Spessart (Märchenalmanach für Söhne und Töchter gebildeter Stände auf das Jahr 1828), enthält als bedeutendstes Märchen Das kalte Herz. Das Märchen Saids Schicksale war offenbar für den zweiten Almanach bestimmt, aber nicht rechtzeitig fertig geworden und wirkt hier etwas deplatziert. Die Rahmenhandlung ist den Räubergeschichten der damaligen Zeit nachempfunden, gilt jedoch als unausgereifter als die der Vorgänger. Kurz nach der Veröffentlichung starb Wilhelm Hauff.
Wilhelm Hauff (1802-1827), Schriftsteller der Romantik, gehörte zum Kreise der Schwäbischen Dichterschule. Hauff besuchte von 1809 bis 1816 die Tübinger Lateinschule und ab 1817 die Klosterschule in Blaubeuren. Er studierte von 1820 bis 1824 an der Universität Tübingen Theologie und wurde zum Dr. phil. promoviert. Von 1824 bis 1826 arbeitete er in Stuttgart bei Ernst Eugen Freiherr von Hügel als Hauslehrer und reiste danach durch Frankreich und Norddeutschland. Im Januar 1827 wurde er Redakteur des Cottaschen Morgenblattes für gebildete Stände. Im Februar heiratete er seine Cousine Luise Hauff. Im August unternahm er eine Studienreise durch Tirol, bei der er Material für ein geplantes Werk über Andreas Hofer sammeln wollte. Während der Reise infizierte er sich mit Typhus und kehrte krank zurück. Im November 1827 wurde die Tochter Wilhelmine geboren. Hauff starb acht Tage später an der Typhuserkrankung, kurz vor seinem 25. Geburtstag.
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