Zur Dramatisierung von Ödön von Horváths Roman „Der ewige Spießer“ Die auf 90 Min. Spielzeit in 5 Akten angelegte Bearbeitung legt die Intention im Sinne Horváths auf die Definition des „Spießers“: simpel, vorteilsbewusst, materialistisch, chauvinistisch, politisch anpassend. Sein Menschenbild sieht die Männer als dominierend, die Frauen unterdrückt, abhängig, ausgeliefert. Darin liegt ein großer Teil seiner Gesellschaftskritik an Deutschland und Österreich im zweiten und dritten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts. Neuartig ist Horváths satirische und typisierende Sprachverwendung, die der Entlarvung der einseitigen Geschlechterrollen und zugleich der Charakteristik der Figuren dient. Er scheut nicht derbe Ausdrucksweisen, aber er legt vorwiegend die primitive Gesinnung hinter den Phrasen und feinen Redewendungen der männlichen Hauptpersonen offen. Seine Optik lässt eine humoristische Sicht auf die Menschen der einfachen Schichten erkennen und bewirkt beim Zuschauer oft bejahendes Lachen und den angezielten Erkenntnisprozess über Ungerechtigkeit und Sexismus. Die Figurationen und Gestaltungen Horváths verwerten G. E. Lessings „Furcht und Mitleid“, Bertolt Brechts „Rationalisierung durch Verfremdung“ und Carl Zuckmayers „satirischen Realismus“. Die Veränderung der Gattungsform dieser Bearbeitung soll Ödön von Horváths Doppeltalent als Erzähler und Dramatiker sowie seiner Errungenschaft als Gestalter von „kritisch-humorvollen Zeitstücken“ gerecht werden, welche hinsichtlich der psychologischen Analysefähigkeit weit über konventionelle „Volksstücke“ hinausgehen. Der Schwerpunkt des 1930 erschienenen Romans bleibt gewahrt: Durch die negativen Helden und deren zweideutiges Reden wird der allgemeine Mangel an echten humanen und demokratischen Werten bewusst gemacht. Im Werk „Der ewige Spießer“ über die 1929 vom Autor tatsächlich durchgeführte Bahnreise zur Weltausstellung in Barcelona kommen seine Themen und modernen Stilformen anhand der Hauptpersonen Alfons Kobler (Gebrauchtwagenverkäufer), Graf Blanquez (Strizzi), Anna Pollinger (arme Näherin), Rudolf Schmitz (Zeitungsredakteur aus Österreich), Rigmor (deutsch-amerikanisches Partygirl), Kastner (Damen-Vermittler), Harry Priegler (Eishockeyprofi) und Reithofer (Kellner und Gutmensch) voll zum Tragen.
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