Aufsätze und Vorträge, die die größeren Arbeiten eines Historikers begleiten, müssen sich, wenn man sie sammelt, ganz von selbst zu einem Ganzen runden, in dem nun die Themen der größeren Arbeiten vielfach präludiert oder zusammengefaßt, aber auch wesentlich ergänzt und nach Richtungen hin verfolgt werden, die in dem strengen Zusammenhänge einer größeren Darstellung beiseite gelassen werden mußten. So sind die drei ersten Gruppen dieser Sammlung entstanden. Auch die vierte Gruppe, obwohl zum Teil aus persönlichen Anlässen und aus dem Gemeinschaftsleben unserer Wissenschaft hervorgegangen, möchte ich zugleich als eine Vorstufe zu geplanten Monographischen Studien gelten lassen, zu denen erst der erkämpfte Friede innere Ruhe und Muße geben kann. Die fünfte Gruppe, aus der Stimmung des Kampfes und nicht der Betrachtung entsprungen, muß auch hiernach beurteilt werden. Ich habe, während ich in die Aufsätze der ersten vier Gruppen hier und da überarbeitend eingriff, die drei Aufsätze der fünften Gruppe fast unverändert gelassen, weil jeder nur durch den Moment, in dem er entstand, gerechtfertigt werden kann, dann aber auch von den Schranken des Gesichtskreises, in dem wir in jedem einzelnen dieser Momente lebten, zeugen muß. [Der Autor im Vorwort]
Friedrich Meinecke (1862-1954), deutscher Historiker und Universitätsprofessor in Straßburg, Freiburg und Berlin, wurde in der Weimarer Republik und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg auch in der Bundesrepublik als der führende Repräsentant der deutschen Geschichtswissenschaft angesehen. Er gilt als Begründer des Ansatzes der Ideengeschichte. Friedrich Meinecke legte 1882 am Cöllnischen Gymnasium Berlin die Abiturprüfung ab. Anschließend studierte er an der Universität Berlin Germanistik und Geschichte und promovierte 1886 mit einer Arbeit über den Jülicher Erbfolgestreit. Einflußreiche akademische Lehrer waren Heinrich von Sybel, Heinrich von Treitschke, Johann Gustav Droysen und Wilhelm Dilthey. 1893 übernahm Meinecke die Redaktion der Historischen Zeitschrift, des Hauptorgans der deutschen Geschichtswissenschaft. 1896 wurde er habilitiert und lehrte einer Zeitlang als Privatdozent in Berlin; 1901 erhielt er einen Ruf an die Universität Straßburg, 1906 an die Universität Freiburg. In diee Zeit fiel die Konzeption seiner drei Hauptwerke, »Weltbürgertum und Nationalstaat« (1908), »Die Idee der Staatsräson in der neueren Geschichte« (1924) und »Die Entstehung des Historismus« (1936). Seit 1909 war er Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften; 1911 wurde er korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 1915 ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Meinecke gilt als der Erfinder der »Ideengeschichte«. 1918 wurde er Mitgründer der Deutschen Demokratischen Partei. 1933 wurde er in die »American Academy of Arts and Sciences« gewählt. Nach seiner Emeritierung 1932 zog sich Meinecke in der Zeit des Nationalsozialismus aus allen öffentlichen Ämtern zurück. Dennoch veröffentlichte er in dieser Zeit weiterhin Bücher u. a. sein drittes ideengeschichtliches Hauptwerk, Die Entstehung des Historismus. 1948 wurde er zum Ehren-Rektor der Freien Universität Berlin gewählt. 1949 erhielt er die Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt am Main. Das geschichtswissenschaftliche Institut der FU Berlin trägt bis heute seinen Namen.
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