Es gibt eine deutsche Gedichtform, die vielleicht zu den beliebtesten zählt, obwohl sie eher in kleinerem Kreise und manchmal auch hinter der Hand vorgetragen wird: der Wirtinnenvers. Seit dem 18. Jahrhundert gehört er zum inoffiziellen deutschen Brauchtum. Wie der englische Limerick ist er kunstvoll-raffiniert gestaltet, was seine witzige Wirkung noch unterstützt. Dass er eher im Verborgenen blüht, hat seinen Grund. Denn dieses Spiel mit Worten und um die Ecke formulierten Gedanken kann sehr direkt, zotig und deftig daherkommen, zumal bei den erotischen Szenen. Doch die Verbindung von Bildungsanspielungen mit Volkstümlich-Derbem macht gerade seinen Reiz aus. Sie erzeugt eine Fallhöhe, die den Hörer – oder Leser – überrumpelt: Er lacht und fragt sich manchmal etwas beschämt, ob er das jetzt durfte. Hans Ödel knüpft an diese Gedicht-Tradition an und schöpft dabei aus dem Vollen. Seinen Versen ist alles Menschliche vertraut und sie kennen kaum ein Tabu. Sie sind erotische Sittenkunde, große Komik und tragen – bei aller Respektlosigkeit allem und jedem gegenüber – immer ein klein bisschen Wahrheit in sich.
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