Mozart als Raphael: Der Vergleich stammt vom Malergenie Jean-Auguste Ingres, der selbst als französischer Raphael gilt. Er bezeichnete beide als Götterlieblinge. Die Etüde versucht, diese Bewunderung umzusetzen. Sie geht von der bekannten brieflichen Mitteilung des jungen Wolfgang an den Vater aus, in den Opern müsse allzeit die Musik das letzte Wort haben. Daher der Untertitel "Von der Vorherrschaft der Töne". Die Schwierigkeit, diesen imperativen Anspruch zu begründen, besteht darin, dass sich über Töne so schlecht sprechen lässt, wenn man nicht gerade ein Felix Mendelssohn-Bartholdy ist, der die Sprache der Musik für die genauere hielt. Mangels musikalischer Sprachkenntnisse à la Mendelssohn wird versucht, das besondere Timbre der Musik Mozarts mittels eines Rückgriffs auf den geschichtlichen Beginn der italienischen Oper zu demonstrieren. Monteverdi gab mit seiner Unterscheidung göttlicher Stimmen von den menschlichen die Lösung vor. Sie wurde für den Autor selbst zur schönsten Überraschung. Es sind die italienischen Kastraten, deren musikalischer Vortrag ausschließlich göttlichem Opernpersonal vorbehalten blieb. Mozart ließ ihren engelgleichen Gesang in einer Zeit wieder aufleben, als die Existenz der Kastraten bereits der Aufklärung zum Opfer gefallen war. Wodurch er das erreichte? Durch seinen göttlichen Tonfall, der Monteverdis Unterscheidung, so die These, gegenstandslos machte.
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