Elise und Walter. Ein Liebespaar. Ein Elternpaar. Kein Ehepaar, und ohne bürgerliche Moral. Für die Nationalsozialisten waren die Prostituierte und ihr Zuhälter "Asoziale", "unwertes Leben", das es zu vernichten galt. Meine Großmutter Elise wurde zur Arbeit in einem Straßburger Wehrmachtsbordell gezwungen, mein Großvater Walter ins KZ-Dachau gebracht und 1942 in der Tötungsanstalt Hartheim ermordet. Während der NS-Staat im Krieg zum größten Zuhälter wurde, brachte er meinen Großvater für dieselbe Betätigung um. Das Schweigen meiner Eltern war das große Schweigen der Fünfziger- und Sechzigerjahre. Leute wie Walter, so die Überzeugung, seien völlig zu Recht im KZ gewesen, denn es waren ja "schlechte Menschen", deren Nachkommen sich für sie schämen mussten. Im Zuge meiner Recherchen wurde mir klar, dass diese von den Nazis verfolgten "Asozialen" zehntausende gewesen waren. Sie wurden nach dem Krieg von den "unwürdigen" zu den vergessenen Opfern. Die Originalversion von "Weiße Nelken für Elise" erschien 2013 im Verlag Herder, Freiburg. Für die vorliegende Taschenbuchausgabe wurde der Text von der Autorin überarbeitet und durch ein Nachwort des renommierten Publizisten Erik-Michael Bader ergänzt.
Beate Schaefer wurde 1961 in Frankfurt am Main geboren. Nach dem Studium der Germanistik und Kunstgeschichte arbeitete sie einige Jahre als PR-Referentin, ehe sie 1996 als freie Autorin und Übersetzerin den Sprung in die Selbstständigkeit wagte. Seitdem veröffentlichte sie mehrere Romane und Theaterstücke sowie eine Biografie. Beate Schaefer lebt in Kiel und Lübeck.
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